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Annette Vollmar

DIE LINKE. Koblenz zum Gedenktag am 27.01.2021

Das Gedenken der Opfer des deutschen Faschismus' und der Befreiung des KZ Ausschwitz durch die Rote Armee jährte sich dieses Jahr zum 76. mal.
Dies nahmen Bürger*innen und Antifaschist*innen zum Anlass unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen den Opfern zu gedenken und einige Anwesende richteten ihre Gedanken und Worte an die Zuhörenden.
Wir möchten die Rede unseres Sprecherinnenrates- und VVN-BdA-Mitglieds Ursula Rosenbaum hier veröffentlichen. Hinsichtlich der anstehenden Landtagswahl im März und Bundestagswahl im September warnen und mahnen wir davor, Faschisten wieder in die Parlamente zu wählen. Jetzt haben die Bürger*innen die Chance, den Faschisten und Rassisten eine klare Absage zu erteilen, damit der deutsche Faschismus endgültig ausstirbt.


Auszug aus der Rede von Ursula Rosenbaum vom 27.01.2021, am Mahnmal am Reichensbergplatz


Wir erinnern:

Vor 76 Jahren wurde Auschwitz von den Soldaten der Sowjetunion befreit. Im Gedenken daran berichten die Medien, Politiker reisen nach Israel, - sie besuchen KZ – Gedenkstätten und wir von der VVN – BdA - Vereinigung der Verfolgten des Nazi – Regimes – Bund der Antifaschisten haben uns selbstverständlich auf unserer letzten Besprechung intensiv damit beschäftigt und diese Gedenkfeier vorbereitet.

Außerdem stehe ich hier als Mitglied der LINKEN,die sich ebenfalls dafür einsetzen, die millionenfachen Morde und Gräueltaten der Nazis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Ich frage mich:

Machen wir uns eigentlich bewusst, wenn wir hier am Mahnmal stehen, dass all diese hohen Opferzahlen – die 6 Mill. Juden, die 250 000 Sinti und Roma, all die Polen, Russen, Ukrainer, Sozialisten, Kommunisten, Homosexuelle, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Zeugen Jehovas und Widerständler, dass es bei jedem und jeder, die ermordet wurden immer um Einzelschicksale geht? Jedes einzelne Opfer war ein Mensch.

Die Tötungsmethoden waren grausam und vielfältig.Ob es das Gas war – oder der Genickschuss – die Folter oder die medizinischen Experimente, ob Tod durch erhängen oder verhungern lassen. Es lief immer auf die Vernichtung des Opfers hinaus. Immer war es Mord – bei jedem einzelnen Menschen – und das millionenfach.

Ich habe mehrere KZ – Gedenkstätten besucht. Da waren zuerst die Zahlen und Statistiken. Ich sah Bilder und las Namen von Männern, Frauen, Kindern – und meist endete die Biographie der beschriebenen Person mit dem Wort „ermordet“. Dann habe ich mir die Bilder genau angesehen. Da war eine Zahl mit Farbe unauslöschlich in Menschenhaut geritzt. Ich sah das Gesicht eines Menschen, und las ganz bewusst seinen Namen. So habe ich den Menschen hinter der Nummer kennen gelernt, ihn als Individuum wahrgenommen und versucht, seinen Namen, seine Lebensgeschichte kennen zu lernen.

Im KZ existierte er nur als Nummer – und sogar das oft nicht einmal, weil Abertausende gleich nach der Ankunft ausselektiert und sofort ins Gas geschickt wurden.

Wenn ich heute hier stehe, sind die Zahlen für mich nicht mehr abstrakt.

Ich sehe Bilder - die Gesichter der Menschen vor mir, deren ich gedenke und an die ich erinnere.